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Umgangs- und Sorgerechts-Blog

Familiengeheimnisse

Daniela Rittgarn

„Das ist ein Familiengeheimnis, darüber darf ich nicht reden.“… Na, wie viele Alarmglocken sind jetzt bei Ihnen losgegangen? Würden Sie die Familie direkt dem Jugendamt melden? Am Besten sofort – wer weiß, was da vorgefallen ist? Das Kind, das diesen Satz zu seiner Lehrerin gesagt hat, hatte eine große Schürfwunde im Gesicht und wollte partout nicht über die Verletzung sprechen. Die einzige Aussage habe ich Ihnen eben genannt…

Und jetzt kommt die Auflösung. Der Kleine ist mit seinem Bruder Rad gefahren und gestürzt. Weil er sich so dafür geschämt hat, dass er „nicht Radfahren kann wie ein Großer“, hat er sich so raus geredet… Und nun stellen Sie sich vor, die Lehrerin hätte das Jugendamt informiert. Die Familie wäre besucht, kontrolliert worden, das Kind nochmal befragt – und nochmal – und nochmal. Jede Aussage wäre anders ausgefallen. Die Eltern scharf beäugt und was wäre das Resultat gewesen? Wir wissen es nicht – und das ist ein Glück.

Anderes Beispiel: Eine Freundin hat eine Familie in der Kita ihres Sohnes, zu der drei Kinder gehören. Alle haben schlechte Zähne, strähnige Haare, einen lauten, barschen Umgangston. Da kam schon mal die Frage auf: „Warum melden die Erzieher das nicht dem Jugendamt?“ Und da kam ich an den Punkt, dass mir bewusst wurde, welche Verantwortung die Menschen haben, denen wir unsere Kinder täglich anvertrauen. Die Erzieher, Lehrer und Betreuer unserer Kinder sehen die Kleinen jeden Tag, sind bei ihrer Entwicklung dabei – haben diese zu einem nicht unwichtigen Teil auch in der Hand. Sie entwickeln im besten Fall eine eigene Beziehung zu den Kindern und tragen Verantwortung. Wie würde ich das meistern?

Wann würde ich ein Kind als gefährdet ansehen und das Jugendamt einschalten? Wann würden Sie das tun? Das eigentlich Wichtige ist doch: Was geschieht danach? Was kann das Jugendamt tun, damit es dem Kind besser geht als in seiner jetzigen Situation? Denn darum geht es doch. Wir tun das, was am besten für die Kinder ist. Ich denke ein Knackpunkt dabei ist auch die Beziehung zwischen den Eltern und den Betreuern. Nur, wenn ein Betreuer das Kind und auch das Umfeld kennt, in dem ein Kind aufwächst, kann er oder sie doch wirklich beurteilen, ob der kleine Mensch gefährdet ist.

Was heißt das für uns? Müssen wir uns bei den Betreuern einschmeicheln? Müssen wir eine heile Familie vorgaukeln auch wenn es gerade überhaupt nicht „rund läuft“ Zuhause? Und darf man nichts auf Aussagen von Kindern geben, weil eh immer alles ganz anders sein kann? Ich denke der Schlüssel liegt im gegenseitigen Vertrauen. Ich muss darauf vertrauen, dass mein Kind in den Händen seiner Betreuer gut aufgehoben ist aber im Gegenzug auch ehrlich zu den Erziehern / Lehrern meines Kindes sein. Auch sie sind Menschen und haben eine mehr als große Verantwortung in dem sie jeden Tag entscheiden, was für unsere Kleinen am besten ist.

Mir ist jetzt bewusst, welche Macht in dieser Verantwortung steckt und hoffe, dass das Vertrauen zwischen mir und meinem Mann und den Erzieherinnen meines Sohnes groß genug ist, dass Sie bei jedem Zweifel erst mich ansprechen, bevor etwas anderes unternommen wird.

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